Liebe Westheimer Bürgerinnen und Bürger,
seit einiger Zeit wird das Thema „Kündigung der Ergotherapie Praxis zugunsten des Dorflädls“ immer wieder intensiv unter der Dorfbevölkerung sowie in den Print- und vor allem sozialen Medien diskutiert. Uns liegt eine ganzheitliche und objektive Information von Ihnen am Herzen, so dass wir uns heute als Gemeindespitze ganz persönlich an Sie wenden, um die bisher von verschiedenen Seiten veröffentlichten und zum Teil leider unvollständig dargestellten Inhalte mit den vorliegenden Fakten zu ergänzen.
Westheim ist in der glücklichen Lage, in der Hauptstraße einen Dorfladen zu haben, der zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern, und hier insbesondere unseren älteren Menschen, das Einkaufen von Grundnahrungsmitteln ermöglicht. Im „Dorflädl“ kann man nicht nur Backwaren, einige Lebensmittel und Geschenke erwerben, sondern mittlerweile ist das „Lädl“ auch ein wichtiger Treffpunkt für Jung und Alt geworden. Nicht zuletzt die Ergebnisse der Dorfmoderation haben uns noch einmal die Wichtigkeit eines Dorfladens vor Augen geführt.
Leider bieten die aktuellen Räumlichkeiten weder einen altersgerechten Zugang noch Fläche für z.B. ausreichende Sitzmöglichkeiten oder Lagerflächen, außerdem sind bauliche Mängel vorhanden, so dass der Laden bereits jetzt kaum wirtschaftlich zu betreiben ist. Die Lage des Dorfladens an einer Durchfahrtsstraße ist für dessen Betrieb und Erhalt unbedingt notwendig, da der Betreiber / die Betreiberin auch auf Kunden des Durchgangsverkehrs („Durchfahrende“ sind auch Westheimer Bürgerinnen und Bürger auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstätte) angewiesen ist. Uns ist klar, dass der Dorfladen mit Blick in die Zukunft am jetzigen Standort keine Überlebenschance hat.
Wir als Gemeindeführung sehen es als eine unserer Aufgaben, sicherzustellen, dass ein Dorfladen für unsere Bürgerinnen und Bürger auch in Zukunft zur Verfügung steht. Selbstverständlich sehen wir auch den Wert der Ergotherapie-Praxis für unser Dorf und möchten diese ebenfalls erhalten. Hierfür sind jedoch Kompromisse notwendig. Unser erster Schritt war, für das „Dorflädl“ nach Alternativen zu suchen. Nach monatelangen intensiven Bemühungen und Gesprächen war keine Lösung zu finden, die es ermöglicht, das Geschäft trotz zahlreicher leerstehender Gebäude an einem anderen Ort entlang der Hauptstraße anzusiedeln.
Die einzig verbleibende Option zum Erhalt des Dorfladens sind die Räumlichkeiten des gemeindeeigenen Gebäudes in der Lindenstraße 51, die derzeit von den Betreibern der Ergotherapie-Praxis angemietet sind. Dies sind auch die einzigen Räumlichkeiten in geeigneter Lage, über welche die Gemeinde verfügt, alle anderen Lösungsmöglichkeiten liegen in den Händen Westheimer Bürgerinnen und Bürger.
Ende November vergangenen Jahres haben wir deswegen – ca. 8 Monate vor Ablauf der Kündigungsfrist – den Kontakt mit der derzeitigen Inhaberin der Ergotherapie-Praxis aufgenommen, um die Situation zu schildern. Der Zeitpunkt wurde bewusst frühzeitig gewählt, um der Inhaberin neben den weiteren Anstrengungen der Gemeinde ausreichend Zeit für die Prüfung von Alternativen zu geben.
Zur Sicherung der Ergotherapie-Praxis in Westheim wurden von unserer Seite zwei Lösungsalternativen vorgeschlagen: Zunächst ein ehemaliges Bürogebäude in der Bahnhofstraße und etwas später dann gemeindeeigene Räumlichkeiten in der Kirchstraße, die ab Mai 2023 frei werden. Vorteil der Räumlichkeiten in der Kirchstraße (1.OG) ist die bereits bestehende Physiotherapiepraxis im Erdgeschoss des Hauses, so dass hier ggf. Synergieeffekte entstehen können. Die seitens der Kreisverwaltung (Bauaufsichtsbehörde) mitgeteilten Erfordernisse zur Einrichtung der Praxis wären gut umsetzbar.
Nach unserem derzeitigen Kenntnisstand wurde von Seiten der Ergotherapie-Praxis kein Kontakt zu den Eigentümern des Objektes in der Bahnhofstraße aufgenommen. Hintergründe dazu sind uns nicht bekannt. Die Räumlichkeiten in der Kirchstraße wurden aufgrund der fehlenden Barrierefreiheit von Seiten der Ergotherapie-Praxis zunächst abgelehnt, woraufhin die Gemeinde Kontakt mit der derzeitigen Mieterin im Erdgeschoss aufgenommen hat. Diese wäre dankenswerterweise bereit gewesen, zugunsten der Ergotherapie in das 1. OG zu ziehen. Somit könnten Physio- und Ergotherapie-Praxis zukünftig Tür an Tür mit barrierefreiem Zugang angesiedelt werden. Von Seiten der Gemeinde wurde darüber hinaus finanzielle und fachliche Unterstützung (Architekt) zur Sanierung der Räumlichkeiten in Aussicht gestellt, um die Kosten für die Betreiber so gering wie möglich zu halten.
Weiterhin könnten Fördermittel aus dem LEADER-Projekt (Förderprogramm der EU) seitens der Gemeinde sowohl für notwendige Umbaumaßnamen in einer Ergotherapie-Praxis als auch im Dorfladen in Anspruch genommen werden. Mit dem LEADER-Programm kann zum Beispiel die Gründung und Entwicklung eines Kleinstunternehmens gefördert werden oder aber auch ein Projekt zur Sicherung der Grundversorgung im Ortskern. Der Eigenanteil, der von der Ortsgemeinde finanziert werden müsste, läge hier bei ca. 25% der förderfähigen Kosten.
Leider hat uns die Ergotherapeutin jedoch mitgeteilt, dass auch dies für sie keine Option sei. Die Wohnung sei ihrer Meinung nach ungünstig aufgeteilt, außerdem möchte sie sich gemeinsam mit ihrer Familie selbst nach einem anderen Objekt in Westheim und der Region umschauen, in dem sie wohnen und gleichzeitig die beiden Praxen unterbringen könnten.
Wir bedauern diese Entscheidung sehr, da wir als Ortsgemeinde alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um eine gute Lösung für alle zu finden. Sollte jemand von Ihnen noch andere umsetzbare Möglichkeiten anbieten können – auch für die Ergotherapie -, können Sie sich schnellstmöglich melden. Wir freuen uns nach wie vor auf alternative Lösungsvorschläge.
Herzliche Grüße
Ihre Susanne Grabau, Ortsbürgermeisterin
Ihr Gerhard Weiss, 1. Beigeordneter
Ihr Sascha Gießler, 2. Beigeordneter