In den letzten Wochen werde ich vermehrt von Bürgern angesprochen, die sich Sorgen machen um den Zustand unseres Waldes – und das völlig zurecht. Ich habe Ihnen hier ein paar Fakten zusammengestellt. Am 23. März werde ich in der Gemeinderatssitzung weitere Erläuterungen machen sowie mit dem Rat über mögliche Aufforstungsmaßnahmen sprechen.
Zum Thema Holzernte:
Es werden und wurden die abgestorbenen und absterbenden Kiefern gefällt.
Dies wird auch so weitergehen, wobei wir uns derzeit auf die Verkehrssicherung entlang der Waldwege konzentrieren. Alle Bäume, die absterben, zu entnehmen, ist sowohl von der Arbeitskapazität im Moment nicht zu schaffen, als auch problematisch aufgrund der am Boden liegenden Holzpreise (Finanzhaushalt für die Gemeinde).
Auch das Ausmaß der geschädigten Bäume ist noch nicht abzuschätzen. Es ist ein großflächiges Ausfallen der Kiefer denkbar. Die im Revier auftretenden Schäden an den Kiefern gibt es auch in Baden-Württemberg (siehe Waldzustandsbericht 2019). Überall im Oberrheingebiet kommen die Kiefern wohl an ihre Grenze des Erträglichen. Die Folgen dieses Vitalitätsverlustes sind dann Pilzbefall und ansteigende Käferpopulationen. Und das in Verbindung mit Maikäferfraß an den Wurzeln und dem Mistelbefall in den Kronen.
Zum Thema Harvester:
Die Aufarbeitung mit dem Harvester sieht für Menschen, die den Anblick nicht gewöhnt sind, sehr industriell und brachial aus. Meines Erachtens ist sie aber weder mehr oder weniger belastend für den Wald als eine herkömmliche Holzernte mit der Motorsäge. Die Stämme müssen in jedem Fall aus dem Wald an den Waldweg gerückt werden und dabei entstehen die meisten Schäden durch die Befahrung mit den schweren Maschinen.
Um die Schäden so gering wie möglich zu halten, wird nur auf den ausgewiesenen Rückegassen gefahren, um die Schäden auf diese Fahrspuren zu begrenzen.
Zum Thema Wiederaufforstung:
Die Fläche gegenüber der Holzmühle sieht tatsächlich katastrophal aus. Da kann ich persönlich jeden Unmut nachvollziehen. Aber: was soll ich/ die Gemeinde Westheim denn machen?
Die Kiefer ist die heimische Baumart, die an diese Standortsverhältnisse am besten angepasst ist (Stichwort saure, nährstoffarme und schlecht Wasserversorgte Sandböden).
Wenn die Kiefer großflächig abstirbt, gibt es kein Patent-Rezept auf forstwirtschaftlicher Seite.
Alternative heimische Baumarten gibt es meines Wissens nach nicht! Die Forschung bezüglich alternativer fremdländischer Baumarten und deren Auswirkungen auf unser bisheriges Ökosystem steckt noch in den Kinderschuhen.
Für mich denkbare Versuchsanbauten wären mit einer Mischung aus Zerreichen und Zedern (sowohl Atlas- als auch Libanonzedern) denkbar.
Dies muss aber ganz klar vom Waldbesitzer mitgetragen werden! Auch muss geklärt werden wie das Ganze finanziert wird (es bleibt ja nicht bei der Pflanzung, sondern muss auch jedes Jahr gepflegt werden - Stichwort Schlingpflanzen).
Zum Thema „wird der Wald in den nächsten 20 Jahren nicht mehr derselbe sein wie er bis heute war“:
Der Wald wird definitiv nicht mehr derselbe sein wie er bis heute war.
Dies ist eine Folge der zunehmenden Extremwetterlagen. Wie dies sich weiterentwickelt, kann nur vermutet werden. Die Anzeichen deuten allerdings darauf, dass es immer wieder sehr konstante Wetterlagen über weite Teile des Jahres geben wird. Dies können, bedingt durch den inzwischen mäandrierenden Jetstream auf der Nordhalbkugel unserer Erde, sowohl Tiefdruckgebiete als auch Hochdruckgebiete sein (laut Aussage des Deutschen Wetterdienstes).
Auch dies wirkt sich auf eine mögliche Baumartenwahl für Aufforstungsmaßnahmen aus. Es erfordert schon ein sehr sensibles „Fingerspitzengefühl“ auf Seiten des Försters, eine Baumart zu finden, die es im Extremfall mit sehr heißen Sommern mit über 40 °C ebenso aushält, wie mit verregneten Vegetationsperioden, wo der Boden ständig nass ist und die Temperaturen eventuell die 30 °C selten oder gar nicht erreichen. Diese Baumart sollte sich dann noch idealerweise problemlos in unser bisheriges Ökosystem einfügen, ohne es noch mehr zu schädigen (Stichwort Invasivität).
Und dies alles vor dem Hintergrund einer extrem ungünstigen Versorgung mit Nährstoffen und trotz Klimaerwärmung möglichen harten Winterfrösten (auch wenn sie nur alle 20 Jahre kommen!). Denn für einen Baum, der zwischen 100 und 200 Jahre alt wird, sind 20 Jahre nichts.
Ihr Förster Florian Korff