11. Oktober 2024
Ein Rückblick auf das Jahr 2024 kann an Gerd Pressler, der am 12.September dieses Jahres in Hochstadt verstarb, nicht vorbeigehen. Im Frühjahr des Jahres 1960 trat Gerd Pressler als Lehrer zur Anstellung seinen Dienst an der damaligen Volksschule in Westheim an. Im Schulhaus an der Kirchstraße, auf dessen Dach ein Storchenpaar noch sein Nest hatte, unterrichtete er in einem großen Saal im 1. Obergeschoss die Klassen 3 -5. Die Schülerinnen und Schüler freuten sich, endlich einen jungen, sehr sympathischen Lehrer zu bekommen. Gerd Pressler verstand es, insbesondere in den Fächern Heimatkunde, Naturkunde, Erdkunde und Geschichte, seine Schülerinnen und Schüler zu begeistern. Da wurden Straßen vermessen, Häuser gezählt, Dorfpläne gezeichnet, die Gewannen in unserer Gemarkung kennengelernt, Schmetterlinge, Vögel und Pflanzen bestimmt. Lernen vor Ort, die originale Begegnung, so nennt man das in der Pädagogik, war ihm sehr wichtig. Im neuen Schulgebäude, das im Herbst 1965 in Betrieb genommen wurde, konnten alle Klassen – von 1 bis 8 - untergebracht werden, wobei ein Raum für jeweils zwei Klassen vorgesehen war. Hier unterrichtete Gerd Pressler die 5. und 6. Klasse. Im Zuge einer bundesweiten Schulreform wurde Ende der 1960er Jahre aus der Westheimer Volkschule eine Grundschule, in der nur noch die Klassen 1 – 4 unterrichtet wurden. Gerd Pressler zog es nicht an die Hauptschule nach Lingenfeld, er blieb seiner Westheimer Schule treu, an der er fortan die Schülerinnen und Schüler der 4. Klasse unterrichtete und auf die weiterführenden Schulen vorbereitete. Nach der Verabschiedung von Hauptlehrer Erich Hüttig wurde Gerd Pressler mit der Leitung der Schule beauftragt. Mit pädagogischer Kompetenz und seiner freundlichen verbindlichen Art leitete er die Schule bis zum Ende seiner Dienstzeit im Jahr 2002. Gerd Pressler war nicht nur aufgrund seiner pädagogischen Arbeit in Westheim beliebt. Obwohl er in Hochstadt wohnte, brachte er sich in das kulturelle Leben in Westheim ein. Er schrieb über die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde von Westheim und unterstützte tatkräftig örtliche Vereine beim Erstellen von Festschriften. Beliebt waren auch seine Führungen durch unser Dorf, wobei er als anerkannter Heimatforscher auf sein profundes Geschichtswissen zurückgreifen konnte. Seinen Recherchen ist es auch zu verdanken, dass unsere Gemeinde seit den 1960er Jahren wieder ein Wappen besitzt, das dem alten Gerichtssiegel aus dem Jahr 1589 entspricht. Mit den Oldtimerfreunden Westheim fühlte er sich eng verbunden, da auch er in seiner Freizeit sehr gerne an alten Traktoren herumbosselte. Viele werden sich noch daran erinnern, wie er mit großer Fachkenntnis an einigen Kerwesamstagen beim Traktorenumzug die alten und die modernen Modelle den Zuschauern vorstellte. So war es eigentlich keine Überraschung, dass die Oldtimerfreunde ihn an seinem letzten Schultag mit einem Traktorkorso von Westheim nach Hochstadt fuhren. Ja, Gerd Pressler hat sich um Westheim verdient gemacht. Dafür gebühren ihm Dank und Anerkennung. Sein Wirken darf nicht in Vergessenheit geraten.